Kredit-umschulden

Wer vor fünf oder zehn Jahren einen Kredit abgeschlossen hat, wird angesichts der derzeitgen (2018) Dauerniedrigzinsen auf dem Markt kaum aufhören, sich zu ärgern. Sowohl klassische Ratenkredite als auch Hypothekarkredite für den Kauf einer Immobilie sind heute erheblich günstiger als vor einigen Jahren. Sehr schnell hört man als Kreditnehmer, dass man den Kredit doch umschulden könne. Damit ließen sich Zinsen sparen, und die Finanzierung werde damit deutlich preiswerter. Im ersten Augenblick hört sich ein solches Angebot natürlich attraktiv an. Doch wer einen Kredit umschulden will, sollte sich genau informieren, denn nicht immer ist es wirklich sinnvoll, eine Finanzierung vorzeitig abzulösen. Worauf also müssen Kreditnehmer achten?

Kredit-umschulden

Wer einen Kredit umschulden will, sollte sich genau informieren (c)Bigstockphoto.com/202990630/FreedomTumZ

Wie unterscheiden sich Umschuldung und Anschlusskredit?

Hinweis

Zuerst muss man wissen, dass eine Kreditumschuldung und ein Anschlusskredit nicht den gleichen Geschäftsvorfall beschreiben, obwohl beide Begriffe gerne verwechselt oder mit gleicher Bedeutung genutzt werden.

Von einer Kreditumschuldung spricht man, wenn ein laufender Kredit vor dem Ende der Laufzeit durch eine andere Finanzierung ersetzt wird. Der Grund dafür ist in der Regel ein niedrigerer Zinssatz bei einer anderen Bank. Unter einem Anschlusskredit versteht man den Abschluss einer Folgefinanzierung zum Ende der Sollzinsbindung. Wird zum Beispiel ein Hypothekarkredit mit einer Sollzinsbindung von zehn Jahren abgeschlossen, ist die Finanzierung nach Ablauf dieser zehn Jahre meist noch nicht vollständig zurückgeführt. Deshalb muss der Kredit verlängert werden. Diese Verlängerung ist bei der heutigen Bank möglich, man kann aber auch zu einer anderen Bank wechseln. Kreditumschuldung und Kreditablösung sind also sauber voneinander zu trennen.

Bei welchen Krediten funktioniert eine Umschuldung?

Grundsätzlich ist die vorzeitige Ablösung einer Finanzierung bei einem klassischen Ratenkredit ebenso möglich wie bei einem Hypothekarkredit. Selbst wenn man also eine Baufinanzierung zum Kauf einer Immobilie abgeschlossen hat, kann eine Umschuldung in Frage kommen. Allerdings lässt nicht jede Bank die vorzeitige Ablösung zu günstigeren Konditionen zu. Wer darüber nachdenkt, einen Kredit umzuschulden, sollte den Kreditvertrag genau lesen und sich bei Bedarf mit der finanzierenden Bank in Verbindung setzen. Am besten fragt man telefonisch nach, ob eine Umschuldung in Frage ist und ob sie von der Bank genehmigt würde. Dabei fordert man im Idealfall auch gleich den aktuellen Kontostand einschließlich der anfallenden Vorfälligkeitszinsen an. So hat man einen solide kalkulierten Überblick und weiß genau, welche Summe umzuschulden ist. Die Summe aus Restschuld, Vorfälligkeitszinsen und Bearbeitungsgebühren ergibt dann die Kreditsumme für den neuen Kredit.

Was hat es mit den Vorfälligkeitszinsen auf sich?

Eine Bank ist berechtigt, für die vorzeitige Ablösung einer Finanzierung Zinsen zu verlangen. Man spricht in diesem Zusammenhang von den Vorfälligkeitszinsen. Sie stehen für den entgangenen Zinsschaden, den die Bank erleidet, weil eine Finanzierung vor dem Ablauf der Vertragslaufzeit vorzeitig zurückgezahlt wurde. Diesem Zinsverlust steht natürlich das geringere Kreditausfallrisiko gegenüber, weil die Bank durch die vorzeitige Rückführung ja kein Risiko mehr hat, dass der Kredit nicht vertragsgemäß zurückgezahlt wird. Die genaue Berechnung der Vorfälligkeitszinsen durch die Bank ist für den Laien in der Regel weder transparent noch verständlich. Als Anhaltspunkt gilt, dass die Zinsen umso höher sind, je länger die Restlaufzeit und je höher die Zinsen für die Finanzierung sind. Für einen Kredit mit einer Restlaufzeit von 12 Monaten fallen also weniger Vorfälligkeitszinsen an als für eine Finanzierung mit einer verbleibenden Laufzeit von 36 Monaten. Ein Kredit mit einem Zins von drei Prozent ist teurer abzulösen als eine Zwei-Prozent-Finanzierung. Wer ganz genau wissen will, wie hoch die Vorfälligkeitszinsen voraussichtlich sind, nutzt einen Onlinerechner. Damit ermittelt man die voraussichtlichen Vorfälligkeitszinsen und prüft gleichzeitig, ob die Bank ein seriöses Angebot macht. Hat man das Gefühl, dass die Zinsen zu hoch angesetzt sind, lohnt sich eine Überprüfung durch den Verbraucherschutz. Er kann wertvolle Hinweise geben, ob man sich mit der Forderung der Bank abzufinden hat oder ob es noch Verhandlungsspielraum gibt.

Wann lohnt sich eine Umschuldung?

Wann lohnt sich eine Kreditumschuldung

Wann lohnt sich eine Kreditumschuldung? (c)Bigstockphoto.com/167414/pikselstock

Als Verbraucher kann man sich an der Richtlinie orientieren, dass eine Umschuldung nur sinnvoll ist, wenn die neue monatliche Kreditrate deutlich günstiger ist als die alte Rate oder wenn der neue Kredit viel schneller zurückgeführt ist als der alte. Wer zu einer fundierten Einschätzung kommen will und sich nicht nur auf sein Bauchgefühl verlassen will, nimmt am besten die neue Kreditsumme aus Restsumme, Vorfälligkeitszinsen und Bearbeitungsgebühren und führt mit dieser Kreditsumme einen Kreditvergleich durch. Eine Umschuldung bringt finanziell etwas, wenn die Kreditrate laut den Angeboten im Vergleichsrechner bei gleicher Laufzeit günstiger ist als die alte Rate. Zeigt der Vergleichsrechner eine identische Kreditrate, sollte die Vertragslaufzeit viel kürzer sein. Sehr gut vergleichen kann man auch die Summe aus Restschuld und Zins. Ist sie bei der alten Finanzierung höher als bei dem neuen Kredit, spricht das meist für eine Umschuldung zu besseren Konditionen.

Was ist bei Hypothekarkrediten zu beachten?

Hinweis

Wer eine Immobilienfinanzierung umschulden will, muss einige Besonderheiten berücksichtigen. Da es sich bei einem Hypothekarkredit üblicherweise um eine hohe Summe handelt, verlangt die finanzierende Bank eine Absicherung. Dazu wird eine Hypothek im Grundbuch eingetragen. Wenn der Kreditnehmer mit der Zahlung seiner Raten in Rückstand gerät, ist die Bank berechtigt, den Verkauf des Objekts zu verlangen, um die Hypothek aus dem Verkaufspreis zu tilgen.

Die Hypothek ist also die Sicherheit für die Bank, dass sie das finanzierte Geld zurück bekommt. Wird ein Hypothekarkredit auf eine andere Bank übertragen, muss auch die Eintragung im Grundbuch geändert werden. Die neue Bank ist dann als Berechtigter einzutragen, die Hypothek auf die alte Bank ist zu löschen. Diese Änderung der Eintragung ist in der Regel kostenpflichtig, und die Erledigung kann sich längere Zeit hinziehen. Wer einen Immobilienkredit umschulden will, sollte daran denken und die Kosten für die Änderung zu den Vorfälligkeitszinsen und den Bearbeitungsgebühren hinzu rechnen.

Wie findet man einen günstigen Kredit?

Eine Finanzierung zu attraktiven Konditionen findet man am schnellsten durch einen Kreditvergleichsrechner. Gute Vergleichsrechner gibt es im Internet, sie sind häufig nach dem klassischen Ratenkredit und nach einem Hypothekarkredit zu unterscheiden. Für einen ersten Überblick über die aktuellen Konditionen genügen schon wenige Daten, die in den Onlinerechner einzugeben sind.

Für den ersten Überblick genügen wenige Daten

Einen Kreditvergleich für einen klassischen Ratenkredit führt man am besten mit der Eingabe der gewünschten Kreditsumme und der bevorzugten Laufzeit durch. Anhand dieser Angaben stellt der Vergleichsrechner eine kompakte Übersicht über alle Banken zusammen, die für diese Finanzierung interessant sind. Die Ausgabe des Vergleichsrechners kann man meistens nach mehreren Kriterien filtern und sortieren. Einen schnellen ersten Überblick über die besten Konditionen bekommt man, wenn man nach dem Zins sortiert. So erkennt man sofort, welche Bank den niedrigsten Zins anbietet. Wenn zusätzliche Kriterien wie eine sofortige Gesamtrückzahlung oder Sonderzahlungen ohne Zusatzkosten gewünscht sind, kann man nach diesen Merkmalen filtern. Meistens reduziert sich das Angebot der in Frage kommenden Banken dann ein wenig, weil nicht alle Kredite diese Voraussetzungen erfüllen. Hat man sich einen oder zwei Favoriten für die Umschuldung ausgesucht, lohnt sich ein Blick auf die detaillierten Konditionen.

Wann sich der Blick ins Kleingedruckte lohnt

Aus dem Kreditvergleichsrechner lässt sich meist nicht sofort entnehmen, wie eine Bank ihre Zinsen berechnet und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, den angebotenen Kreditzins tatsächlich zu bekommen. Häufig handelt es sich bei dem Zins im Kreditvergleichsrechner nämlich nur um einen Anhaltspunkt, der für Kunden mit sehr guter Bonität gilt. Wer ein gehobenes Einkommen hat und keine weiteren Kreditverpflichtungen, hat dann vielleicht das Glück, diesen attraktiven Zins wirklich zu erhalten. Wird die Bonität des Kreditnehmers etwas schlechter eingeschätzt, muss man unter Umständen mit höheren Zinsen rechnen. Vielleicht werden die Kreditkosten auch nach der Länge der Laufzeit variiert, oder sie schwanken in Abhängigkeit von der Kreditsumme. Solche Details findet man nur heraus, wenn man im Vergleich auf das Kleingedruckte schaut. Diese detaillierten Konditionen sind durchaus interessant, denn es kann gut sein, dass sich bei genauerem Hinsehen noch etwas an der ursprünglichen Präferenz des Kreditnehmers ändert. Deshalb sollte man die endgültige Entscheidung für eine bestimmte Bank nur treffen, wenn alle Konditionen im Detail geprüft sind und wenn der neue Anbieter wirklich einen Vertrag für die Umschuldung vorlegt, der optimale Bedingungen bietet.

Wie geht es nach der Wahl des Anbieters weiter?

Hat man sich für eine bestimmte Bank entschieden, kann die Umschuldung direkt angestoßen werden. Häufig wird eine Kreditanfrage direkt aus dem Vergleichsrechner heraus gestartet. Dazu muss der Antragsteller bestimmte Unterlagen wie zum Beispiel einen aktuellen Gehaltsnachweis vorlegen. Bei einigen Rechnern kann man angeben, dass es sich um eine Umschuldung handelt. Die Kreditanfrage geht dann direkt an die Bank, sie wird dort geprüft und mit einem endgültigen Angebot an den Kreditnehmer gesandt. Sofern der Kreditnehmer mit den Konditionen einverstanden ist, unterschreibt er Angebot und Vertrag und schickt die Unterlagen an die Bank zurück. Bei einer Umschuldung kann man häufig mit der ablösenden Bank vereinbaren, den Betrag direkt an den alten Kreditgeber zu überweisen. So erspart man sich den umständlichen Umweg über das Girokonto des Kreditnehmers. Sobald die Restschuld beglichen ist, schickt die Bank eine Bestätigung an den Kreditnehmer. Die neue Finanzierung beginnt dann vertragsgemäß zum vereinbarten Datum, das üblicherweise zum Beginn des Folgemonats festgelegt ist. Ab diesem Zeitpunkt zahlt der Kreditnehmer die neue Rate für seinen umgeschuldeten Kredit.


Quellen und weiterführende Infos:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/kredit-umschulden-worauf-man-achten-muss-a-1013405.html

http://www.geldmarie.at/kredite/umschuldung.html

https://www.capitalo.at/kredit/umschuldung


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