
Als Zinsen wird im allgemeinen Sprachgebrauch diejenige Leistung bezeichnet, die der Gläubiger vom Schuldner als Gegenleistung dafür erhält, dass er ihm für einen bestimmten Zeitraum Geld oder eine Sache überlässt. Für den Gläubiger sind die Zinsen der Verdienst, für den Schuldner die Kosten an einem solchen Vertrag. Der Begriff Zinsen ist von dem lateinischen Wort Census abgeleitet und heißt zu deutsch geschätzt oder Abschätzung. Im Geschäftsalltag werden die Zinsen in den meisten Fällen nicht geschätzt, sondern genau in Euro und Cent ausgerechnet. Geldzinsen werden für geliehenes Geld bezahlt; das sind die Kredit- respektive Darlehenszinsen. Zinsen auf überlassenes Sachkapital sind der Pachtzins für die gepachtete Immobilie mit Haus und Grundstück, oder der Mietzins für die Nutzung von Wohn- beziehungsweise Gewerberaum. Ein wichtiges Kriterium für beide Seiten ist die Zinshöhe. Sie ist letztendlich entscheidend dafür, ob ein mit Zinsen versehener Vertrag abgeschlossen wird, oder ob er wegen zu hoher Zinsen, den sogenannten Wucherzinsen gegen geltendes Recht und Gesetz verstößt. Im Grunde genommen kennt jeder den Begriff Zinsen. Bei Banken und Sparkassen sind sie das ausschlaggebende Standbein für Umsatz und Gewinn; für den Schuldner hingegen sind Zinsen ein notwendiges Übel, ohne das er das gewünschte oder dringend benötigte Geld oder Sachkapital nicht überlassen bekommt. So facettenreich wie das heutige Gesellschafts- und Wirtschaftsleben ist, so vielfältig und unterschiedlich sind auch die Zinsarten.

Die verschiedenen Zinsarten – einfach erklärt auf artikles.at (c)Bigstockphoto.com/149892260/Flynt
Der Leitzinssatz der EZB
Der Leitzins wird von einer Zentralbank festgelegt. Sie ist als Notenbank zentral, also übergeordnet für die Gestaltung der Geld- und Währungspolitik innerhalb des Staates oder einer Währungsunion zuständig. Die Europäische Zentralbank EZB ist die Notenbank für die Euro-Währungszone. Vor Einführung des Euro war die Deutsche Bundesbank als nationale Zentralbank für die deutsche Geld- und Währungspolitik mit der Deutschen Mark verantwortlich. Jetzt wird der Leitzins für die Eurowährung von der EZB festgelegt. Zu diesem Zinssatz werden Geschäfte zwischen der EZB und ihren Geschäftspartnern abgeschlossen. Der Leitzins bestimmt und beeinflusst mit seiner Zinshöhe sowohl das Geldaufnehmen als auch das Geldanlegen der Banken und Sparkassen vor Ort sowie im Internet.
Habenzinsen
Als Habenzinsen werden Zinsen bezeichnet, die der Kunde beziehungsweise Anleger für seine Geldeinlage oder Geldanlage vergütet bekommt. Der Wortlaut macht deutlich, dass dem Kreditinstitut eine Geldsumme oder ein Wertpapier überlassen wird, um seinerseits damit arbeiten, also wiederum Zinsen verdienen zu können. Typische Habenzinsen sind die Zinsgutschriften auf einem Sparbuch, auf einem Tages- oder auf einem Festgeldkonto. Der Inhaber des Geldes „hat etwas davon“, dass er sein Geld verleiht. Habenzinsen, Sparzinsen und Termingeldzinsen sind die verschiedene Ertragsarten aus Geld- und Wertpapieranlagen.
Sollzinsen
Wie der Begriff ausdrückt, handelt es sich um Zinsen für geliehenes Geld wie Kredit oder Darlehen. Soll ist in der Bankensprache ein Synonym für nicht eigenes Kapital. Um dennoch wirtschaften zu können, wird eine entsprechende Geldsumme geliehen. Die dazugehörigen Buchungen werden im Soll geführt, abgekürzt „S“. Habenbuchungen sind am „H“ erkennbar. Sollzinsen werden auf dem Girokonto berechnet, über das der laufende Zahlungsverkehr abgewickelt wird. Auf einem Sparbuch können keine Sollzinsen fällig werden, weil es keine Sollbuchungen gibt. Hier wird ausschließlich gespart und nur das Gesparte ausgegeben.

Die Zinsen müssen bei Krediten ganz genau einkalkuliert werden (c)Bigstockphoto.com/166408874/wutzkoh
Effektivzinsen
Unter Effektivzinsen oder Effektivzinssatz werden alle Kostenarten subsummiert, die im direkten sowie im mittelbaren Zusammenhang mit dem Kredit oder einem Darlehen stehen. Der Hauptposten sind die Sollzinsen. Hinzukommen noch weitere preisbestimmende Kosten. Sie werden in der Regel nicht offen ausgewiesen, sondern sind, wie es genannt wird, „in die Zinsberechnung eingepreist“. In Zinsrechner der Kreditinstitute sind Preisfaktoren für Tilgungsfreijahre, Bearbeitungsgebühren, Darlehensgebühren, Tilgungsverrechnungen sowie für weitere Bankdienstleistungen enthalten. Sie sind selbst dem einzelnen Kundenberater nicht im Detail bekannt. Für den Kreditnehmer ist nicht der Nominalzinssatz, sondern immer der Effektivzinssatz das Maß der Dinge. Dieser muss in jedem Kreditvertrag ausgewiesen werden.
Überziehungszinsen
Sie werden dann fällig und berechnet, wenn die vereinbarte Kreditlinie nicht eingehalten, sondern überschritten wird. Bei einem Guthabenkonto gibt es in dem Sinne keine Kreditlinie, weil es auf Guthabenbasis geführt wird. Bei einem Girokonto ist die Höhe des eingeräumten Dispo-Kredites, des Überziehungskredites die Kreditlinie. Für den Dispo-Kredit werden Dispo-Zinsen berechnet. Wird diese Kreditlinie überzogen, also überschritten, dann werden für diesen anteiligen Betrag zusätzliche Überziehungszinsen berechnet. Die Kreditinstitute weisen ihre Zinssätze für Sollzinsen und für Überziehungszinsen getrennt aus. Für den Kontoinhaber hingegen ist die Endsumme aus beiden entscheidend. Er zahlt Sollzinsen, die sich aus den Dispo-Zinsen sowie aus den Überziehungszinsen zusammensetzen.
Zinseszinsen
Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei Zinsenzinsen um verzinste Zinserträge. Bei einer Geldanlage, beispielsweise einem Sparbuch werden die Habenzinsen berechnet und in ihrer Summe gutgeschrieben. Dadurch erhöht sich das Sparkapital. Bei der nächsten Zinsberechnung wird nicht von dem Ursprungskapital ausgegangen, sondern von dem letzten Endsaldo. Darin sind die Zinsen aus dem vergangenen Sparzeitraum enthalten. Die neu zu berechnenden Zinsen basieren somit auf dem Kapital zuzüglich bisher angefallener Zinsen. Diese Rechnung setzt sich laufend fort, sodass immer „Zinsen auf Zinsen“ berechnet und auf dem Sparbuch gutgeschrieben werden.
Quellen und weiterführende Infos:
Das Blutbad steigender Zinsen: https://www.wallstreet-online.de/nachricht/10072953-zinsen-blutbad-steigender-zinsen
Zinseszinsen einfach erklärt: https://www.frustfrei-lernen.de/mathematik/zinseszins.html
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