liquiditaetsplan

Die Liquiditätsplanung ist unentbehrlich für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Sie zeigt seine finanziellen Stärken und Schwächen, die auf unternehmensinterne Entscheidungen Einfluss nehmen. Die Einzahlungen werden realitätsnah betrachtet und potenzielle Verzögerungen einkalkuliert. Die Auszahlungen werden genau überlegt und bedarfsgerecht optimiert. Dies schafft nicht nur die Transparenz über die finanzielle Kondition des Unternehmens, sondern auch einen Zeit- und Spielraum im Fall von Maßnahmen, die unerwarteterweise getroffen werden müssen. Im Großen und Ganzen bietet die Liquiditätsplanung alles, was das Unternehmen braucht, um sich vor der plötzlichen Schieflage oder gar der Insolvenzgefahr dauerhalf zu schützen.

Was bedeutet die Liquidität?

Die Liquidität des Unternehmens kann mit einem Wort als Zahlungsfähigkeit begriffen werden. Diese erstreckt sich über eine Periode, die das Unternehmen je nach seiner Größe und Tätigkeitsprofil selbst bestimmt. In der Regel wird die Liquidität des Unternehmens monatlich, wöchentlich oder sogar täglich überprüft. Dabei ist zu beachten, dass die Liquiditätsplanung nicht ausschließlich das Gesamtbild des Unternehmens vermitteln muss. Sie ist ebenso wertvoll bei der Planung von einzelnen Projekten oder auch bei der Umstrukturierung in ausgewählten Unternehmensbereichen. Während die Liquiditätsplanung in größeren Unternehmen als Controlling-Instrument angesehen wird, bleibt sie in kleineren Unternehmen oft als Gegenstand der Buchhaltung. In den Einzelunternehmen wird die Liquiditätsplanung meistens von der Geschäftsführung durchgeführt.

Es gibt drei folgende Liquiditätsgrade, welche über die aktuelle finanzielle Kondition des Unternehmens eine Aussage treffen:

  • Liquidität des ersten Grades (Cash Ration):
    Sie gibt die Auskunft darüber, inwieweit das Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten ausschließlich mithilfe seiner liquiden Mittel erfüllen kann.
  • Liquidität des zweiten Grades (Quick Ratio):
    Sie stellt die kurzfristigen Verbindlichkeiten des Unternehmens seinem Geldvermögen, Wertpapierbestand sowie den kurzfristigen Forderungen gegenüber.
  • Liquidität des dritten Grades (Current Ratio):
    Sie zeigt das Verhältnis zwischen den kurzfristigen Verbindlichkeiten des Unternehmens und seinen liquiden Mitteln, die um Vorräte und die kurzfristigen Forderungen ergänzt werden.

Ziel der Liquiditätsplanung

Ziel der Liquiditätsplanung

Welches Ziel verfolgt man mit einer Liquiditätsplanung? (c)Bigstockphoto.com/208280716/digitalista

Die Liquiditätsplanung sollte ein integraler Teil jedes Unternehmens unabhängig von seiner Größe, Standort, Konkurrenzstärke oder Tätigkeitsprofil sein. Dank der Liquiditätsplanung gewinnt das Unternehmen einen erforderlichen Zeitraum für eventuelle Maßnahmen, welche es im Fall einer sinkenden oder gar fehlenden Liquidität zu ergreifen hat. Es passiert tatsächlich nicht selten, vor allem bei einem jungen Unternehmen, das seine Kundenloyalität erst schaffen und kontinuierlich pflegen muss. Dennoch ist auch das lange am Markt etablierte Unternehmen von der sorgfältigen Liquiditätsplanung nicht befreit. Denn es genügt die Zahlungsunfähigkeit oder sich wiederholende Zahlungsverspätung von Schlüsselkunden, um in eine bedrohliche Schieflage oft ganz unerwartet zu geraten. Mit der Liquiditätsplanung können Risiken schnell und effizient entgegengewirkt werden.

Hinweis

Je nach der Größe und Tätigkeitsprofil kann die Liquiditätsplanung in unterschiedlichen Zeitabständen erfolgen. Eines steht fest: Die Liquiditätsplanung darf kein einmaliger Vorgang bleiben, sondern sollte regelmäßig durchgeführt werden.

In einem kleinen Unternehmen in der Anfangsphase seiner Tätigkeit genügt meistens eine einmal monatlich erfolgende Liquiditätsplanung. In einem größeren Unternehmen, in welchem die aktuellen und geplanten Zahlungsflüsse intensiver vorkommen, können die Liquiditätsreserven auf Wochenbasis untersucht werden. Ein Großkonzern führt die Liquiditätsplanung sogar täglich durch. Grundsätzlich ist diese als Controlling-Instrument zur rechtzeitigen Risikoeinschätzung angesehen und sollte in jedem Finanzplan einen festen Platz einnehmen. Um die Liquidität in Voraus zu sichern, empfiehlt es sich ebenfalls den Liquiditätsplan in den Businessplan mit einzuschließen.

Aufbau von Liquiditätsplan

Der erste Schritt zu einem effektiven Liquiditätsplan ist die Ermittlung vom Anfangsbestand an allen liquiden Mitteln, die dem Unternehmen derzeit zur Verfügung stehen. Dazu werden in der ersten Linie die Bank- und Kassenbestände aufgestellt. Im nächsten Schritt werden die aktuellen und geplanten Ein- und Auszahlungen des Unternehmens während der festgesetzten Periode aufgelistet und einander gegenübergestellt. Daraus ergibt sich der Endbestand der liquiden Mittel, der über die finanzielle Kondition des Unternehmens aussagt und eine präzise Planung ermöglicht. Dabei lohnt sich ein kurzer Blick auf mögliche Quellen für Ein- und Auszahlungen, die unabhängig von der Unternehmensgröße und Marktpotenzial am häufigsten auftreten:

Quellen für Einzahlungen:

  • Verkauf von Waren oder Leistungen
  • Verkauf von Unternehmensanlagen
  • Abrechnung von Umsatzsteuer (USt)
  • Kreditaufnahme bei einem Bankinstitut
  • Privateinlagen bei Einzelunternehmern

Quellen für Auszahlungen:

  • Dauerfristverträge (z.B. Abonnements)
  • Personalkosten und diverse Beiträge
  • Unterhaltungskosten (z.B. Büromiete)
  • Sonderaufwendungen (z.B. Spenden)
  • Privatentnahmen bei Einzelunternehmern

Der Liquiditätsplan sollte so realitätsnah wie möglich sein. Nur auf diese Weise kann er seine Aufgabe erfüllen, indem er möglichen Krisen und Engpässen frühzeitig entgegenwirkt. Aus diesem Grund sollten auch alle potentiellen Fehlerquellen verstärkt beachtet und im Liquiditätsplan nachgesehen werden. Unten folgt eine Übersicht von den sieben häufigsten Fehlern, die sowohl neuen als auch bereits erfahrenen Unternehmen passieren können:

  • Fehler 1: Vorsteuer sowie Umsatzsteuer werden nicht mitgerechnet!
  • Fehler 2: Kleinbeträte bei Ein- und Auszahlungen werden vergessen!
  • Fehler 3: Unrealistische Schätzung der Einnahmen wird getroffen!
  • Fehler 4: Große Aufwände werden falsch oder nicht einkalkuliert!
  • Fehler 5: Fristen für Auszahlungen werden nicht ernst genommen!
  • Fehler 6: Zahlungsverzüge seitens Kunden werden ausgeblendet!
  • Fehler 7: Privatentnahmen werden nicht ausführlich einbezogen!
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Die Liquiditätsplanung ist komplex (c)Bigstockphoto.com/193498198/FreedomTumZ

Wozu die Liquiditätssteuerung?

Es kann passieren, dass sich die Liquidität trotz der geschäftsbezogenen Bemühungen verschlechtert oder sogar in Schieflage gerät. Die Liquiditätssteuerung kann hier eine wirksame Hilfe bieten und somit auch der Insolvenz vorbeugen. Sie stellt grundsätzliche Fragen, die es ermöglichen zu erfahren, warum es zum Engpass überhaupt gekommen ist. Hat er mit unternehmensinternen Prozessen zu tun oder ist er als Folge unabhängiger Marktveränderungen anzusehen? Liegt er nur in einem einzigen Unternehmensbereich oder zeigt den Handlungsbedarf auf mehreren Ebenen? Durchdachte und aussagekräftige Antworten auf diese Fragen erlauben, eine schnelle und effiziente Lösung zu ergreifen. Diese kann je nach Problemlage kurz- oder langfristig sein. Das gelingt am besten, wenn kurzfristige Maßnahmen mit den strukturellen Änderungen auf Langzeitbasis effektiv miteinander verknüpft werden. Um ein paar Beispiele zu nennen:

Kurzfristige Lösungen:

  • Skontomöglichkeiten nutzen und Preisnachlässe auf Rechnung genießen!
  • Kreditlinie bei der Bank für noch mehr finanziellen Spielraum erhöhen!
  • Teure Reparaturen oder größere Anschaffungen möglichst aufschieben!

Langfristige Lösungen:

  • Produkte oder Leistungen anbieten, die für schnelle Liquidität sorgen!
  • Kundenloyalität und -bindung durch zusätzliche Instrumente steigern!
  • Unterhaltungskosten für Büro und Material notgedrungen reduzieren!
  • Fach- und Führungskraft im Unternehmen möglichst effizient einsetzen!
  • Unternehmensinterne Prozesse genau untersuchen und rationalisieren!
  • Neue zukunftsträchtige Unternehmenspartnerschaften erkunden!

Die Liquiditätssteuerung ist ohne einen sorgfältig durchgeführten Liquiditätsplan nicht möglich. Denn dieser stellt das Fundament einer bedarfs- und zukunftsorientierten Finanzpolitik des Unternehmens dar. Das Resultat: Stabile Finanzen bringen gemeinsam mit einem marktgerechten Konzept neue wie bereits erfahrene Unternehmen nach vorne und lassen damit der Konkurrenz einen Schritt voraus sein.


Quellen und weiterführende Infos:

https://www.vexcash.com/blog/liquiditaetsplan/

https://www.wko.at/service/unternehmensfuehrung-finanzierung-foerderungen/kalkulation-unternehmenssicherung.html


(c) Bilder:

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