
Eine Lebensversicherung dient vielen Österreichern als klassische finanzielle Absicherung für die Hinterbliebenen im Todesfall oder auch als Kapitalanlage fürs Alter. Da sie nicht zu den Pflichtversicherungen in Österreich zählt, muss sie bei Bedarf zusätzlich abgeschlossen werden. Deshalb stellt sich die Frage, wann dies notwendig ist und welche Lebensversicherung in solchen Fällen die richtige ist. In diesem Beitrag lesen Sie, aus welchen unterschiedlichen Gründen Lebensversicherungen abgeschlossen werden, welche Lebensversicherungsvarianten es gibt, welche Vor- und Nachteile der Abschluss einer Lebensversicherung haben kann und was Sie vor der Vertragsunterzeichnung unbedingt bedenken sollten. Zudem erfahren Sie etwas zu den Themen vorzeitige Auflösung einer Lebensversicherung und den daraus resultierenden Folgen sowie Rentenzahlung oder Kapitalleistung nach Vertragsende.
Sinn und Zweck einer Lebensversicherung
Lebensversicherungen können verschiedenen Zwecken dienen und werden deshalb aus den unterschiedlichsten Gründen abgeschlossen. Neben der finanziellen Absicherung für die Hinterbliebenen im Todesfall kann der Sinn einer Lebensversicherung auch eine Pensionsvorsorge fürs Alter sein. Sie kann aber auch als Tilgungsträger für einen endfälligen Kredit eingesetzt werden oder als Besicherung für einen Kredit dienen.
Verschiedene Arten von Lebensversicherungen
Nicht nur die Gründe, aus denen Lebensversicherungen abgeschlossen werden, unterscheiden sich. Es gibt auch verschiedene Arten von Lebensversicherungen in Österreich:
Erlebensversicherung für den Vermögensaufbau
Die reine Erlebensversicherung dient dem Vermögensaufbau. Bei dieser Versicherungsform werden die von dem Versicherungsnehmer über die vereinbarte Laufzeit eingezahlten Prämien von der Versicherung angelegt. Am Ende der Laufzeit erhält der Versicherungsnehmer neben der vereinbarten Versicherungssumme auch die bis zu diesem Zeitpunkt entstandenen Gewinnanteile ausgezahlt. Die Auszahlung erfolgt entweder einmalig oder als monatliche Rente.
Stirbt der Versicherungsnehmer vor dem Ende der Vertragslaufzeit, werden die bereits eingezahlten Prämien an den Begünstigten ausgezahlt – sofern ein solcher im Versicherungsvertrag eingesetzt wurde. Zudem erhält der Begünstigte die bis dahin erwirtschafteten Gewinnbeteiligungen.
Ablebensversicherung zum Schutz der Familie
Die Ablebensversicherung wird in der Regel zur Absicherung der Familie abgeschlossen. Es handelt sich um eine Risikoversicherung, weshalb sie auch alternativ als Risikolebensversicherung bezeichnet wird. Bei dieser Form der Lebensversicherung erfolgt nur dann eine Leistung durch die Versicherung, wenn der Versicherungsnehmer während der Laufzeit stirbt. Ausgezahlt wird in einem solchen Fall die vereinbarte Versicherungssumme.
Da es im anderen Falle – dem Erleben des Versicherungsendes – zu keiner Auszahlung durch die Versicherung kommt, sind die Prämien einer Ablebensversicherung im Vergleich zu anderen Formen der Lebensversicherung, die nur oder auch dem Vermögensaufbau dienen, deutlich günstiger.
Er- und Ablebensversicherung als Kombination
Als dritte Form der Lebensversicherung gibt es zudem noch die Er- und Ablebensversicherung. Wie es der Name bereits erahnen lässt, handelt es sich hierbei um eine Mischform zwischen einer reinen Erlebensversicherung und einer Risikolebensversicherung. Sie dient gleichzeitig dem Vermögensaufbau und der Absicherung der Hinterbliebenen im Todesfall.
Verstirbt der Versicherungsnehmer während der Laufzeit einer Er- und Ablebensversicherung, zahlt die Versicherung dem Begünstigten die im Versicherungsvertrag vereinbarte Versicherungssumme wie bei einer Ablebensversicherung aus. Im Unterschied zum Todesfall des Versicherungsnehmers einer reinen Erlebensversicherung ist diese vereinbarte Versicherungssumme im Normalfall deutlich höher als die Summe aus den bis zu dem Todeszeitpunkt eingezahlten Prämien und den daraus erwirtschafteten Gewinnbeteiligungen.
Erlebt der Versicherungsnehmer das Vertragslaufzeitende, werden ihm genau wie bei einer reinen Erlebensversicherung, die für das Laufzeitende vereinbarte Versicherungssumme und die entstandenen Gewinnanteile ausgezahlt. Auch bei der gekoppelten Er- und Ablebensversicherung kann diese Auszahlung als Einmalzahlung oder als monatliche Rente erfolgen.
Vor- und Nachteile einer Lebensversicherung
Der Abschluss einer Lebensversicherung kann vorteilhaft sein, er kann aber auch Nachteile haben.
Vorteile einer Lebensversicherung
Vorteilhaft an einer Lebensversicherung ist, dass sie je nach Vertragsart zum Vermögensaufbau beiträgt, die Familie für den Fall des Todes des Hauptverdieners absichert oder beides. Ein weiterer Vorteil einer Lebensversicherung ist ihre zumindest begrenzte steuerliche Absetzbarkeit in Österreich – jedenfalls sofern für das Ende der Vertragslaufzeit eine Pensionszahlung vereinbart ist. Die Berücksichtigung bei den Sonderausgaben ist allerdings aufgrund einer Steuerreform aus dem Jahr 2016 nur noch für bereits bestehende Versicherungsverträge und auch nur noch für die Jahre 2016 bis 2020 möglich.
Ebenfalls vorteilhaft ist, dass die Erträge einer Lebensversicherung in Österreich in der Regel weder der Kapitalertragssteuer noch der Einkommenssteuer unterliegen.
Nachteile einer Lebensversicherung
Die Nachteile einer Lebensversicherung sind ebenfalls je nach Art folgende:
- unverbindliche Gewinnbeteiligung
- geringe Flexibilität
- lange Kapitalbindung
- hoher Verlust bei vorzeitiger Kündigung.

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Was ist bei dem Abschluss einer Lebensversicherung zu bedenken?
Der Abschluss einer Lebensversicherung sollte gut überlegt sein. Schließlich geht es dabei um viel Geld, das über die Jahre eingezahlt werden muss, und lange Vertragslaufzeiten. Folgendes sollte vor einem Vertragsschluss unbedingt beachtet werden:
Lebensversicherungen vergleichen
Zunächst ist es wichtig, die verschiedenen Arten von Lebensversicherungen miteinander zu vergleichen, um entscheiden welcher der Hauptverdiener der Familie ist, lediglich seine Familie für den Fall seines Todes absichern, bietet sich eine Risikolebensversicherung an. Die reine Ablebensversicherung ist nicht nur günstiger als eine Er- und Ablebensversicherung, sie kann auch für einen kürzeren Zeitraum und gleichzeitig eine höhere Versicherungssumme abgeschlossen werden. In diesem Fall kann die Risikolebensversicherung besser an die Lebensumstände angepasst werden.
Steht die Art der Lebensversicherung fest, sollten im nächsten Schritt auf jeden Fall die unterschiedlichen Produkte der diversen Anbieter miteinander verglichen werden. Hierbei sollte auf der einen Seite auf die Kosten und auf der anderen Seite auf die gebotenen Leistungen sowie die vertraglichen Bedingungen geachtet werden. Im Zusammenhang mit den Leistungen ist es wichtig, zwischen unverbindlichen und vertraglich garantierten zu unterscheiden. Um am Ende die passende Lebensversicherung zu finden, sollten deshalb vorab umfassende Informationen und verschiedene Angebote eingeholt werden.
Eine Frage, die sich daran anschließt, ist, ob die Lebensversicherung noch mit Zusatztarifen verbunden werden soll. In Betracht kommen unter anderem Zusatztarife für eine Unfallversicherung oder auch für eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Da solche Zusatztarife die Prämien allerdings sehr schnell in die Höhe schießen lassen, ist es wichtig, genau abzuwägen, ob sie wirklich benötigt werden. Ist das der Fall, ist es sinnvoll die Prämie der Lebensversicherung inklusive des Zusatztarifes mit der Prämie der Lebensversicherung ohne Zusatztarif plus einer Prämie für eine entsprechende Einzelversicherung, wie zum Beispiel einer Berufsunfähigkeitsversicherung, zu vergleichen. Auf diese Weise kann die günstigere der beiden Varianten herausgefunden werden.
Höhe der Prämie
Ein besonderes Augenmerk sollte vor Abschluss einer Lebensversicherung auf die Höhe der Prämie gerichtet werden. Wegen der Langfristigkeit vieler Lebensversicherungsverträge ist es nicht nur notwendig auf die aktuellen finanziellen Verhältnisse zu schauen. Genauso wichtig ist es auch, zu überlegen, ob die Prämien auch auf lange Sicht gezahlt werden können – vor allem dann, wenn es zu finanziellen Engpässen kommen sollte. Das ist deshalb von so großer Bedeutung, damit im Falle der Fälle eine teure vorzeitige Kündigung nach Möglichkeit vermieden werden kann. Neben der Prämie sollten auch die darüberhinausgehenden Nebenkosten nicht vergessen werden.
Lebensversicherung rückgängig machen
Wer einen bereits abgeschlossenen Lebensversicherungsvertrag wieder rückgängig machen möchte, kann innerhalb der Rücktrittsfrist zurücktreten. Ist diese Frist abgelaufen, bleibt nur noch eine häufig sehr kostspielige Kündigung.
Rücktritt vom Versicherungsvertrag
Nach dem Abschluss einer Lebensversicherung gibt es die Möglichkeit, innerhalb von 30 Tagen von dem Vertrag zurückzutreten. Gründe für den Rücktritt müssen nicht angegeben werden. Durch dieses Rücktrittsrecht, welches bereits seit Beginn des Jahres 1994 in Österreich gilt, soll der Verbraucher insbesondere vor einer Überrumpelung geschützt werden.
Kündigung des Lebensversicherungsvertrages
In einer finanziellen Notlage, zum Beispiel bedingt durch eine Trennung bzw. Scheidung, Krankheit oder Arbeitslosigkeit, kann es passieren, dass die Versicherungsprämie nicht mehr gezahlt werden kann und zudem dringend Kapital benötigt wird. Um an Kapital, welches in einer Lebensversicherung gebunden ist, heranzukommen, kann die Versicherung vorzeitig gekündigt werden.
Allerdings sollte dies gut überlegt sein. Denn mit der Kündigung einer Lebensversicherung fällt der komplette Versicherungsschutz weg. Zudem kann eine Kündigung zu einem großen Verlustgeschäft führen. Das gilt insbesondere, je früher der Lebensversicherungsvertrag gekündigt wird. Der Grund dafür ist, dass der Rückkaufwert, der im Kündigungsfall den Auflösungswert bestimmt, im Verglich zur Summe der bereits gezahlten Prämien umso niedriger ist, je früher die Lebensversicherung gekündigt wird. Wie hoch der jeweilige Rückkaufwert ist, geht aus der Polizze hervor.
Alternativ zu einer Kündigung gibt es unter Umständen aber noch andere Möglichkeiten in finanziellen Notlagen. Eine gängige Alternative zur Kündigung der Lebensversicherung ist der Verkauf der selbigen. Sofern nach dem Versicherungsvertrag eine Prämienfreistellung möglich ist und es nur darum geht, dass die Prämien nicht gezahlt werden können, stellt auch eine solche Freistellung einen gangbaren Weg dar.
Durch die Prämienfreistellung bleibt die Versicherung bestehen und die bereits eingezahlten Beiträge gehen nicht verloren. Während der Freistellung von der Prämienzahlung nimmt die Versicherung keine Auszahlungen vor und der Versicherungsnehmer muss keine Beiträge leisten. Allerdings laufen die Verwaltungskosten weiter. Zudem wird eine reduzierte Vertragssumme berechnet, die dann anstelle des ursprünglichen Auszahlungsbetrages zum Vertragsende ausgezahlt wird. Teilweise ist auch eine Teilprämienfreistellung möglich, wenn die Prämien zum Teil weitergezahlt werden können.
Rentenzahlung oder Kapitalleistung nach Vertragsende?
Abschließend bleibt noch eine Frage, die für das Ende der Vertragslaufzeit einer Erlebensversicherung oder auch einer Er- und Ablebensversicherung relevant ist. Ist eine monatliche Rentenzahlung oder eine einmalige Kapitalleistung die bessere Alternative? Auf diese Frage gibt es keine generelle Antwort. Wird zum Ablauf des Vertrages ein besonderer Kapitalbedarf erwartet, zum Beispiel für eine große Reise oder die Tilgung eines Kredites, bietet sich eine Einmalzahlung an. Ansonsten sollte die Kapitalleistung mit der Summe aus den monatlichen Rentenzahlungen für ein wahrscheinliches Lebensalter verglichen werden. Bei der Entscheidung, welche Version werthaltiger ist, sollte auch die zu erwartende Inflation berücksichtigt werden.
Quellen und weiterführende Infos:
https://www.arbeiterkammer.at/beratung/konsument/Versicherungen/Lebensversicherungen.html
https://www.news.at/a/wirtschaft-checkliste-lebensversicherung-10147995
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